Passion rather than insouciance is Pires's keynote. Here is an intensity and drama that scorn all complacent salon or drawing-room expectations. How she relishes Chopin's central storms, creating a vivid and spectacular yet unhistrionic contrast with all surrounding serenity or 'embalmed darkness'. The con fuoco of Op. 15 No. 1 erupts in a fine fury and in the first Nocturne, Op. 9 No. 1, Pires's sharp observance of Chopin's appassionato marking comes like a prophecy of the coda's sudden blaze. Chopin, she informs us in no uncertain terms, was no sentimentalist. More intimately, in Op. 15 No. 3 (where the music's wavering sense of irresolution led to the sobriquet 'the Hamlet Nocturne') Pires makes you hang on to every note in the coda's curious, echoing chimes, and in the dolcissimo conclusion to No. 8 (Op. 27 No. 2) there's an unforgettable sense of 'all passion spent', of gradually ebbing emotion. Pires with her burning clarity has reinforced our sense of Chopin's stature and created a new range of possibilities (showing us that there's life after Rubinstein). Naturally, Rubinstein's legendary cycles possess a graciousness, an ease and elegance reflecting, perhaps, a long-vanished belle époque. Yet moving ahead, one has no hesitation in declaring Maria João Pires among the most eloquent master-musicians of our time. - The Gramophone Magazine
Maria João Pires Grundstimmung lässt sich eher als Leidenschaft denn als Unbekümmertheit bezeichnen. Hier finden sich sowohl Drama wie auch eine Intensität, die sämtlichen selbstgefälligen Erwartungen aus Salon und Atelier Hohn sprechen. Wie sie doch die bei Chopin im Zentrum stehenden Stürme genießt und dabei einen lebhaften, spektakulären und dennoch unprätentiösen Kontrast schafft zu aller sie umgebenden Abgeklärtheit oder 'samtigen Dunkelheit'! Das con fuoco von Op. 15 Nr. 1 explodiert in herrlicher Wildheit und im ersten Nocturne, Op. 9 Nr. 1, wirkt Pires' strikte Beachtung von Chopins Betitelung als appassionato wie eine Vorhersage des plötzlichen Feuers der Coda. Chopin, versichert sie, war nicht sentimental. Noch inniger lässt Pires in Op. 15 Nr. 3 (wo die schwankende Unentschlossenheit der Musik zu dem Beinamen 'Hamlet Nocturne' führte) den Hörer jedem Ton der seltsamen, widerhallenden Klänge der Coda nachhorchen; und beim dolcissimo am Schluss der Nr. 8 (Op. 27 Nr. 2) stellt sich eine unvergessliche Empfindung ein, dass 'alle Leidenschaft verströmt' ist, die Emotionen langsam verebben. Pires mit ihrer schmerzhaften Klarheit hat unser Bewusstsein von Chopins Größe neu gestärkt und eine neue Bandbreite von Möglichkeiten geschaffen (womit sie uns gezeigt hat, dass es ein Leben nach Rubinstein gibt). Natürlich besitzen Rubinsteins legendäre und begnadete Zyklen eine Leichtigkeit und Eleganz, die vielleicht eine längst vergangene Belle Epoque widerspiegeln. Aber wenn man vorwärts blickt, kann man ohne Zögern Maria João Pires zu den beredtesten und meisterhaften Musikern unserer Zeit rechnen. – The Gramophone Magazine
